Süddeutsche Zeitung
29.12.2004, Deutschland

Frankfurter Rundschau
11.12.2004, Deutschland

Schnitt
Heft 37 1. Quartal 2005

Die Zeit
09.12.2004 Deutschland

Berliner Zeitung
01.12.2004, Deutschland

epd Film
Ausgabe 12/2004

Biograph - Düsseldorf
November 2004

Festival-Zeitung Diagonale
2004 Österreich

Kleine Zeitung
5. März 2004, Österreich

Des Menschen Glück

von Ekkehard Kern
Schnitt, www.schnitt.de, 2004

"Natur, das ist das große Bilderbuch, das der liebe Gott uns draußen aufge-schlagen hat." (Joseph von Eichen-dorff) Viele Seiten hat es, dieses Bil-derbuch. Und es ist frei begehbar. Für jeden, der bereit ist, Neues zu erle-ben, über den Tellerrand hinweg zu sehen und dem pompösen Gebilde Großstadt zu entfliehen.   
      Irgendwann wird man unwei-gerlich dorthin kommen, wo Andrzej Klamt und Ulrich Rydzewski ihre Ge-schichte erzählen. Zu den Karpaten. Eigentlich ist das keine Geschichte, sondern Leben. Das ist für so manchen kaum zu glauben: Da sind Menschen, die auf Bergeshöhen und in Holzhütten ihr Dasein fristen - und glücklich sind. Rechtzeitig muß der Winteressensvorrat angelegt werden, dddddd

denn in der kältesten aller Jahres-zeiten wird der Schnee auch heuer wieder den Weg ins Tal versperren. Und damit ist das Anwesen abge-schnitten von der Außenwelt. Ein jun-ges Mädchen wird interviewt. Sie ist um die 20. Sie hat keine spektakulären Reisen hinter sich. Und sie liebt ihre Heimat. Auf dem Berg, so sagt sie, ist man Gott näher als unten in den Städ-ten.
     Immer wieder hält Klamt seinen Zuschauern den Spiegel vor. Ein biß-chen nach dem Motto: Schaut, es geht auch anders. Und er stellt eine sehr lapidare Frage: Wieviel braucht der Mensch, um glücklich zu sein? Ist es so, daß sich diese Orte und Menschen eine Ursprünglichkeit bewahrt haben, die vielen einfach im Zuge der "Mo-dernisierung" und "Globalisierung" verlorengegangen ist und die dem menschlichen Charakter schlicht gut tut, wohltuend auf ihn einwirkt?
    Die Karpaten sind den meisten ddddddddd

nicht aus dem Bilderbuch, sondern viel aus der Horror-Literatur bekannt: Spä-testens seit Bram Stoker seinen Jo-nathan Harker in das Reich des Gra-fen Dracula schickte, meint jeder zu wissen, was er damit zu assoziieren hat. Ein Klischee, soviel ist sicher. Es ist wohltuend, daß Klamt und Ryd-zewski die mythologische Ebene be-wußt umschiffen. Der Film ist intelli-gent genug. Und ein von Vampiren wimmelndes Gebiet sind die Länder eben nicht, die die Karpaten behei-maten: Slowakien, Polen, Ukraine und Rumänien. Aus jedem dieser Länder wird eine Geschichte erzählt, ein Mensch oder eine Gruppe porträtiert. Zuweilen ist das skurril, manchmal seltsam, aber immer interessant. Und man spürt, wie man hineingesogen wird. Gebannt von dieser Einfachheit des Lebens. Und von der Faszination, die von dem ausgeht, was wir Be-scheidenheit nennen. Das Unterfan-gen, eine für uns fremde Welt ein biß- dddddd
chen greifbarer und verständlicher zu machen, kann aber nur dann von Er-folg gekrönt sein, wenn seine Zu-schauer mitspielen. Es ist die Reise wert.